"Christi Himmelfahrt" - "Vatertag" ...

Erinnerungen an diesen Tag haben sich tief in meine Erinnerungen eingegraben. Ich verbinde mit diesem Tag Erstkommunionen, Familienfeste und Vatertags-Ausflüge.
Der Frühling bricht endlich wieder los, wir genießen wieder ein Leben unter offenem Himmel.
Und in diesem Jahr: Keine Erstkommunionen, keine Familienfeste: „Bitte halten Sie Abstand – Danke!“


J. B. Metz, der Mitbegründer der politischen Theologie und Verfasser des Synodenpapiers „Unsere Hoffnung“ fasst die Aufgabe der Religion in unserer Zeit mit einem Wort zusammen: „Unterbrechung“.
Er meint damit die Unterbrechung eines Lebens, das dem Menschen Atem und Seele nimmt.


Rainer Maria Rilke hat in einem Brief an einen jungen Dichter geschrieben: „Ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben, wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten.
Es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein“.


„Abstand halten“, sich nicht zu nahekommen, sich nicht gegenseitig vereinnahmen! Raum lassen für das Geheimnis und die Wahrhaftigkeit des Lebens.
Unterbrechung: Leben mit einem geöffneten, offenen Himmel. ... „Leben sie jetzt die Fragen“


Die Frage geht mir nach ... wie ist das denn mit dem offenen Himmel?


In einer Morgenandacht zum Kriegsende am 8. Mai erinnerte der Autor Martin Korden eine Aufsehen erregende Aussage des deutsch-französischen Arztes und Theologen Albert Schweitzer: „Wer wirklich Frieden will und dem Krieg entsagt, der muss eines haben: ‚Ehrfurcht vor dem Leben.‘“
Das Fordern einer „Ehrfurcht vor dem Leben“ klingt zunächst einfach und unspektakulär. Doch Schweitzer zielte damit auf eine Haltung, die jedes Denken und Handeln bestimmen sollte.
Ehrfurcht bedeutete für ihn: Das Leben an sich als heilig anzusehen. Und damit nicht nur das Eigene. Schweitzer fand alles Denken armselig und gedankenlos, wenn dabei nur der Blick auf das eigene Leben eine Rolle spiele. Er forderte, das zu tun, was der Mensch eigentlich könne: nämlich mit dem anderen Menschen mitleiden zu können, mitfühlen zu können, sich in ihn hineinzuversetzen – ja, Anteil zu nehmen daran und damit dem Leben an sich in all seinen Facetten in Ehrfurcht zu begegnen.


Der Mensch ist in der Lage, Leben zu erhalten und zu fördern. Was für eine Gabe!
Der Mensch ist aber ebenso in der Lage Leben zu hemmen und zu zerstören.


Den so schlichten wie tiefen Grundsatz der Ehrfurcht vor dem Leben fasste Albert Schweitzer in einer Erkenntnis zusammen:
„Ich bin Leben, das leben will – inmitten von Leben, das leben will.“
Wer bei diesem Satz Ehrfurcht empfindet, der kann gar nicht anders als zu sagen: Nie wieder Krieg! Der ist Botschafter eines neuen Himmels und einer neuen Erde. „Abstand halten“ Ehrfurcht vor dem Leben haben. Vor dem Leben aller!


Dann hat der Himmel unter uns Raum und Platz.


Der diesjährige „Vatertag“ ist für mich ganz nachdrücklich ein „Himmelfahrtstag“ Ein Tag des Himmels, der zwischen uns aufgebrochen ist. Es ist in diesem Jahr nicht nur ein „Familienfest“, sondern das Fest der Familie aller. Es ist das Fest der Familie des einen Vaters aller Menschen, aller Familien.
Der „Vatertag“ ist ein Festtag des Himmels, in den Jesus auf- und abgestiegen ist: der Festtag des gemeinsamen Vaters im Himmel.

 

weißt du wo

der himmel ist
außen oder innen
eine handbreit

rechts und links
du bist mitten drinnen


weißt du wo

der himmel ist
nicht so hoch da oben
sag doch ja
zu dir und mir
du bist aufgehoben“

 

(Wilhelm Wilms)